Ich spiele, also bin ich...

30.11.2016
Geschrieben von: LVZ, 29.11.2016

Oberschüler und Menschen mit Unterstützungsbedarf stehen auf einer Bühne

VON FRANK SCHMIDT

Wurzen/Hohburg. In einer Kooperation haben Achtklässler der Oberschule Lossatal und Menschen mit Unterstützungsbedarf der Herrnhuter Diakonie, die in Hohburg ansässig ist, ein Theaterstück einstudiert und im Schweizergarten auf die Bühne gestellt.

„Damit möchten wir unseren Schülern den Umgang mit dem Anderssein jener Menschen ermöglichen, die geistig behindert sind, um das Verständnis im Umgang mit ihnen neu zu wecken“, erklärte Harald Erbs, Geschichts-, Deutsch- und Beratungslehrer in der Oberschule. Gleichwohl dieses Ansinnen der Relativierung bedarf. „Für beide Einrichtungen ist diese Zusammenarbeit schon ein vertrautes Selbstverständnis, da wir in den letzen Jahren viele gemeinsame Aktionen und Veranstaltungen durchgeführt haben“, wusste Ronny Prosy als Bereichsleiter der Herrnhuter Diakonie in Hohburg zu berichten. „Neben der Herrnhuter Diakonie haben wir ja auch noch zwei Wohngemeinschaften für Migranten sowie zwei weitere Einrichtungen mit verschiedenen Trägern für Kinder, die in soziale Obhut genommen werden“, bestätigt der Lossataler Bürgermeister Uwe Weigelt (SPD) den Eindruck, dass Hohburg eine Hochburg der Integration auf verschiedenen Ebenen im Landkreis ist. Und da die Integration in seiner Gemeinde zur Normalität des Alltages gehört, „gibt es nichts, was man dem hinzufügen könnte“, schob Weigelt nach.

Mit diesem Leitbild haben sich die Schüler identifiziert, die mit behinderten Menschen gemeinsam auf einer Bühne stehen, um das von der Bonnfinanz Wurzen unterstützte Projekt umzusetzen. „Für mich ist es das erste Theaterstück gemeinsam mit behinderten Menschen und es macht echt riesen Spaß – ja, das ist schon etwas Besonderes“, sagte Luise Steyer aus Falkenhain. „Wir, also die behinderten Menschen und unsere Klasse, kennen uns ja länger, denn wir haben schon zusammen gebastelt, gekocht und auch Ausflüge gemacht“, erzählte sie und bestätigte, „dass es deshalb keinerlei Berührungsängste oder Vorurteile bei den Proben gab. Außerdem geht es in dem Stück nicht darum Texte zu lernen, sondern um den Ausdruck von Gefühlen und Empfindungen. Genau das macht dieses Bühnenstück für alle zum Erlebnis“, fügte das Mädchen unter zustimmendem Kopfnicken ihrer Klassenkameraden an.

Künstlerischer Partner ist ebenfalls seit mehreren Jahren das „Theatre de Luna“. Und Jürgen Hartmann-Bastl als Regisseur dieses integrativen Bühnenstückes beeindruckte das „unkomplizierte Miteinander auf und hinter der Bühne“. „Die Schüler fahren zurück, und die behinderten Menschen werden gezogen und so einfühlsam mitgenommen. Das klingt nicht nur einfach, das ist es auch. Wenn man miteinander spielt, ob Fußball, Karten oder eben auch Theater, geschieht das Zurücknehmen und Mitnehmen ganz automatisch“, schildert der Theatermacher die Erfahrung. Womit sich letztendlich der Titel des Bühnenstückes erklärt: „Ich spiele, also bin ich...!“ Ja, und was bin ich dann? „Ein gleichberechtigter Mensch dieser Gesellschaft“, setzte Hartmann-Bastl einen Punkt.

LVZ29112016Integratives Theater: Achtklässler der
Oberschule Lossatal in Falkenhain und
Menschen mit Unterstützungsbedarf haben das
Bühnenstück einstudiert und aufgeführt. Weitere
Bilder von der Premiere sehen Sie auf
www.lvz.de/wurzenFrank Schmidt

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