"Aussteiger berichten"

24.09.2015
Geschrieben von: F. Kühl, Schulsozialarbeiterin

So aufregend der erste Projekttag endete, so spannend setzte sich der zweite Projekttag fort.
Hierzu wurde ein Workshop für die 10. Klassen zum Thema „Aussteiger aus der rechten Szene berichten“organisiert.
Als Besucher begrüßten wir den Sozialarbeiter, Herrn Michael Ankele vom Verein Projekt 21 II e.V., der bereits seit vielen Jahren Menschen hilft, aus der rechten Szene auszusteigen. Mitgebracht hat er seinen sich noch im Ausstieg befindenden „Schützling“ Christoph Sorge.
Viele waren zunächst skeptisch, ob es sich hier um einen „echten“ Aussteiger handelt, doch die Vorurteile verflogen schnell. Denn als Christoph Sorge begann, über seine „Karriere in der Kameradschaft“ zu berichten, umgab die Schüler eine gewisse Betroffenheit, die sich zunächst in Stillschweigen und dann in interessierten Fragen äußerte.

Herr Ankele stellte anhand eines Tafelbildes dar, was es eigentlich heißt auszusteigen, welche Rahmenbedingungen dafür notwendig sind, um diesen Prozess erst einmal in Gang zu bringen. Hierbei ging es um Themen wie Obdachlosigkeit, Schule und Alkoholprävention, Anzeigen, Schulden und vor allem Aggressivität. Christoph berichtete über mehrfache Schlägereien und welche Narben er davon getragen hat. Die größte Narbe hinterlässt aber auch heute noch sein bester Freund, der während einer Schlägerei ums Leben kam. Für Christoph ein weiterer schwerer Schlag im Leben, nachdem er auch schon in der Kindheit wenig Rückhalt aus seiner Familie erfuhr. Dieser fehlende Rückhalt, sagt Christoph, ist es auch, der unter anderem dazu führt, in die rechtsextreme Szene zu „rutschen“. Weiterer Arbeitsschwerpunkt des Workshops war ein Fragebogen, indem die Schüler klären sollten, welche Verhaltensweisen strafbar oder nicht strafbar sind. Auch hier gab es teilweise überraschende Antworten. Am Ende hatten die Schüler Gelegenheit, Fragen an Christoph zu stellen. Auch dies wurde natürlich genutzt. Erstaunlich war zu beobachten, dass bereits in der großen Hofpause viele Schüler das Gespräch mit Christoph suchten und somit quasi ihre Pause dafür „opferten“. Ich denke, Christoph, ein größeres Kompliment kann es nicht geben. Selbst Schüler aus der 9. Klasse schummelten sich dazu.

Im Namen der gesamten Schule möchte ich mich nochmals herzlich bei Herrn Ankele und natürlich bei Christoph bedanken, dass sie durch ihre Offenheit und Authentizität erreicht haben, dass über sie in der gesamten Schule und das noch viel mehr als zuvor über die Thematik gesprochen wird. Vielen Dank auch an das Bildungswerk Sachsen der Deutschen Gesellschaft e.V., welches den Workshop finanziell unterstützt und vermittelt hat.

Workshopr 1

Workshopr 2

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